Bhang Pflanze: Tradition, Wirkung und heutige Verwendung

Inhaltsverzeichnis: Bhang Pflanze: Tradition, Wirkung und heutige Verwendung
- Was ist Bhang? – Mehr als nur ein Getränk
- Eine kurze Geschichte von Bhang: Vom Gott Shiva bis zur Festival-Straße
- Die Wirkung von Bhang: Sanft, psychoaktiv und oft unterschätzt
- Zubereitung und Konsum: So entsteht das grüne Gold
- Bhang im heutigen Indien: Zwischen Tempelritual und Touristenneugier
- Fazit: Warum Bhang mehr ist als ein Cannabis-Drink
Was genau ist Bhang – ein heiliger Trank, ein kulturelles Relikt oder einfach nur ein Cannabis-Lassi? Die Antwort liegt irgendwo dazwischen. In Indien hat Bhang eine jahrtausendealte Tradition, wird in Tempeln gesegnet, zu Festen verteilt und ganz legal verkauft – während Cannabis andernorts verboten bleibt. In diesem Blog nehmen wir dich mit auf eine Reise durch Geschichte, Wirkung, Zubereitung und Bedeutung eines ganz besonderen Getränks, das mehr ist als nur ein grüner Rausch.
Was ist Bhang? – Mehr als nur ein Getränk
Bhang ist... na ja, irgendwie alles auf einmal. Ein Getränk, ein Ritual, ein Stück Geschichte – und für viele Menschen in Indien ein ganz selbstverständlicher Teil des Lebens. Es besteht aus einer Mischung von Cannabisblättern und -blüten, die mit Milch, Gewürzen und manchmal auch Nüssen oder Rosenwasser zu einer Art grünem Smoothie verarbeitet wird. Klingt wild? Ist es auch – aber auf eine ganz eigene, würzig-warme Art.
Was Bhang aber wirklich besonders macht, ist nicht nur, was drin ist, sondern wofür es steht. Es ist kein Party-Drink, kein Freizeit-Kick. Bhang ist zutiefst verwoben mit Spiritualität, Tradition und kultureller Identität – besonders in Nordindien. Wer hier zur Holi-Zeit unterwegs ist, sieht schnell: Bhang gehört dazu wie Farben, Musik und das ausgelassene Lachen auf den Straßen. 🌸
Und doch ist Bhang kein Exot aus vergangenen Zeiten. Es lebt weiter – nicht versteckt, sondern sichtbar, legal und gesellschaftlich akzeptiert. In lizenzierten Shops erhältlich, in Tempeln gesegnet, auf Festen verteilt. Es ist dieser Mix aus uralter Kultur und gegenwärtigem Alltag, der Bhang so faszinierend macht.
Man könnte sagen: Bhang ist wie Indien selbst – komplex, überraschend, voller Geschmack und mit einer Geschichte, die man nicht einfach runterspülen kann. Sondern langsam entdecken muss.
Eine kurze Geschichte von Bhang: Vom Gott Shiva bis zur Festival-Straße
Wenn man über Bhang spricht, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Shiva. Der indische Gott der Zerstörung – oder besser gesagt: der Transformation. Klingt erstmal bedrohlich, ist aber im Hinduismus einer der beliebtesten und kraftvollsten Götter überhaupt. Und genau er soll Bhang entdeckt haben. Die Legende erzählt, dass Shiva eines Tages erschöpft durch die Welt wanderte, sich unter einen Schatten spendenden Hanfstrauch legte – und dort ein paar Blätter kaute, um neue Kraft zu schöpfen. Ob’s wirklich so war? Wer weiß. Aber in Indien glauben viele daran – und genau das gibt Bhang seine spirituelle Tiefe. 🔱
Über Jahrhunderte war Bhang Teil von religiösen Zeremonien und wurde von Sadhus (heiligen Männern) genutzt, um meditative Zustände zu erreichen. Es ging nie ums „Highsein“ im westlichen Sinn – sondern um Verbindung. Mit sich selbst, mit dem Göttlichen, mit der Welt.
Besonders während des Holi-Fests, dem Fest der Farben, spielt Bhang bis heute eine zentrale Rolle. In manchen Regionen wird es in großen Mengen zubereitet und verteilt – als Zeichen der Freude, der Gleichheit und des Überschreitens sozialer Grenzen. Für ein paar Tage verschwinden Klassenunterschiede, Regeln und Sorgen. Es wird getanzt, gesungen, gefeiert – und ja, eben auch Bhang getrunken. 🎉
Diese tiefe kulturelle Verwurzelung macht Bhang zu etwas ganz anderem als dem, was viele unter „Cannabis-Konsum“ verstehen. Es ist nicht entkoppelt von Kontext oder Bedeutung. Sondern eingebettet in ein jahrtausendealtes System aus Symbolen, Glauben und Gemeinschaft.
Und vielleicht ist das der schönste Gedanke daran: Bhang ist nicht nur ein Getränk. Es ist eine Einladung, die Welt mit anderen Augen zu sehen – zumindest für einen Moment.
Die Wirkung von Bhang: Sanft, psychoaktiv und oft unterschätzt
Bhang wirkt nicht wie ein Joint. Punkt. Wer denkt, ein paar Schlucke des grünen Gebräus wären harmlos, weil es ja „nur ein Getränk“ ist, kann eine ziemlich intensive Überraschung erleben – vor allem, wenn man’s nicht gewohnt ist.
Das liegt daran, dass Bhang gegessen bzw. getrunken wird – und nicht geraucht. Der Körper verarbeitet THC über den Verdauungstrakt viel langsamer, dafür oft deutlich intensiver. Die Wirkung tritt verzögert ein (manchmal erst nach einer Stunde oder mehr), hält dann aber länger an – und kann, je nach Dosierung, ziemlich tief gehen.
Typisch sind zum Beispiel:
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Ein Gefühl der Entspannung, das sich langsam im Körper ausbreitet
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Leicht veränderte Wahrnehmung, zum Beispiel Farben oder Geräusche intensiver
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Verlangsamtes Zeitgefühl – plötzlich dauert alles ewig oder nur einen Augenblick
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Euphorie oder ein leichtes Schwebegefühl
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Gelegentlich auch Schwindel, Übelkeit oder Unruhe, vor allem bei zu hoher Dosis
Was viele überrascht: Bhang ist nicht automatisch „leicht“, nur weil es Teil religiöser Feste ist. Im Gegenteil: Manche Mischungen, besonders die traditionell zubereiteten, haben es in sich. Deshalb gilt: Wer das erste Mal probiert, sollte das wie bei einem starken indischen Curry angehen – mit Respekt und kleinen Schlucken. 🌿
Außerdem spielt die Umgebung eine riesige Rolle. In einem festlichen, sicheren Kontext mit Musik, Tanz und Menschen, denen man vertraut, kann Bhang ein intensives, fast zeremonielles Erlebnis sein. In fremder Umgebung oder ohne Vorbereitung dagegen kann’s auch schnell zu viel werden.
Kurz gesagt: Bhang ist keine Droge, die man „mal eben“ nimmt. Es ist eher wie ein Fenster, das sich öffnet – langsam, tief und nicht ganz vorhersehbar. Wer sich darauf einlässt, sollte wissen: Es kommt nicht nur auf die Menge an. Sondern auch auf den Moment.

Zubereitung und Konsum: So entsteht das grüne Gold
Die Herstellung von Bhang hat etwas Meditatives. Das ist nichts, was man einfach „mal schnell“ zusammenrührt wie einen Instant-Kaffee. Nein, das ist eher wie ein Ritual – mit viel Handarbeit, Geduld und Gefühl. So, wie’s seit Jahrhunderten gemacht wird.
Traditionell beginnt alles mit den getrockneten Blättern und Blüten der Hanfpflanze, die zusammen mit Wasser oder Milch in einem schweren Steinmörser zerrieben werden. Das dauert. Und währenddessen entstehen diese typischen, tiefgrünen Fasern, die später das Herzstück des Bhang-Drinks sind. Manche sagen, dass allein schon das Zerreiben einen gewissen „Spirit“ freisetzt – und man spürt tatsächlich: Da passiert was.
Was danach passiert, hängt stark von Region, Anlass und persönlichem Geschmack ab. Ein klassisches Rezept enthält oft:
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Milch oder Joghurt als Basis (für die Fettbindung der Wirkstoffe wichtig)
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Gewürze wie Kardamom, schwarzer Pfeffer oder Zimt
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Nüsse und Samen, zum Beispiel Mohn, Mandeln oder Pistazien
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Rosenwasser oder Zucker, für die feine Süße
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und natürlich die grüne Paste aus Hanf
Alles wird zusammen verrührt, manchmal noch gefiltert – und dann als „Bhang Lassi“ serviert, gekühlt oder lauwarm. Je nach Rezept kann das Ergebnis mild-cremig oder ziemlich würzig sein. Und ja: Der erste Schluck ist oft ungewohnt. Aber auch irgendwie... erdig und ehrlich. 🌱
In vielen modernen Varianten – vor allem in touristischeren Gegenden – wird Bhang heute auch als Süßigkeit serviert, etwa als kleine Kugel (Bhang Gola) oder vermischt mit Schokolade oder Honig. Die Idee: den Zugang ein bisschen einfacher machen, ohne den traditionellen Kern ganz zu verlieren.
Und dann gibt’s natürlich noch die staatlich lizenzierten Bhang-Shops – etwa in Varanasi –, wo man ganz legal verschiedene Sorten bestellen kann: „Strong“, „Medium“, „Light“. Was die Unterschiede sind? Nun ja... das merkt man meist erst nach einer halben Stunde. 😉
Wichtig bleibt aber immer: Die Zubereitung ist Teil des Erlebnisses. Sie ist der Moment, in dem sich Spiritualität und Substanz verbinden – und aus ein paar Blättern plötzlich ein Kulturgut wird.
Bhang im heutigen Indien: Zwischen Tempelritual und Touristenneugier
Stell dir vor, du läufst durch die Altstadt von Varanasi. Zwischen Rikschas, Räucherstäbchen und Kuhherden entdeckst du einen unscheinbaren Laden mit einem Holzschild: „Government Authorized Bhang Shop“. Drinnen sitzt ein älterer Mann mit wachem Blick, einem Stapel zerknitterter Rupien – und einem Mörser. Willkommen in der Gegenwart von Bhang.
Was in diesem Moment so alltäglich wirkt, ist eigentlich ziemlich besonders. Denn Bhang ist in Indien eine Art Ausnahmezustand im Drogengesetz: Cannabis selbst ist in den meisten Formen verboten – aber Bhang, also das aus den Blättern hergestellte Getränk, ist in einigen Bundesstaaten offiziell erlaubt.
Die Realität sieht dabei so aus:
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Bhang ist in vielen Bundesstaaten legal, darunter Uttar Pradesh, Rajasthan oder Madhya Pradesh.
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In Städten wie Varanasi oder Mathura gibt es staatlich lizensierte Bhang-Shops – teils direkt neben einem Tempel.
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Cannabisblüten und -harz hingegen bleiben verboten. Besitz oder Handel können hart bestraft werden.
Dieser juristische Spagat zeigt: Indien versucht, zwischen Tradition und internationalem Drogenrecht zu balancieren. Einerseits gibt es den kulturellen und religiösen Wert von Bhang – andererseits den politischen Druck, Cannabis nicht komplett zu legalisieren.
Und mittendrin stehen die Menschen, die mit dieser Realität leben. Für viele Gläubige ist Bhang ein Teil ihrer spirituellen Praxis – kein Rauschmittel. Für manche Politiker ist es ein Grenzfall. Für Tourist*innen: ein legales Abenteuer.
Was man daraus lernen kann? In Indien funktioniert vieles nicht nach westlicher Logik, sondern nach kulturellem Kontext. Und das gilt auch für Gesetze.
Fazit: Warum Bhang mehr ist als ein Cannabis-Drink
Wer nach Indien reist und nur nach Curry, Yoga und Taj Mahal sucht, übersieht leicht, wie tief Spiritualität und Alltag miteinander verwoben sind. Bhang ist dafür ein ziemlich gutes Beispiel: Es wirkt auf den ersten Blick wie ein exotisches Getränk mit besonderem Kick – aber wenn man tiefer hinschaut, ist es so viel mehr.
Es ist ein Stück gelebter Geschichte, das den Weg vom Mythos zur modernen Gegenwart überlebt hat. Ein Mittel zur Selbsterfahrung, das nicht aus Eskapismus, sondern aus Verbindung geboren wurde. Und es ist eine Erinnerung daran, dass nicht jeder Rausch gleich ein Exzess sein muss – manchmal ist er auch ein Ritual, ein Gebet, ein Moment des Innehaltens.
Natürlich: Bhang ist kein harmloses Spielzeug. Wer es konsumiert, sollte wissen, worauf er sich einlässt – körperlich, geistig und kulturell. Es verdient Respekt, keine bloße Neugier. Denn wer Bhang versteht, versteht auch ein bisschen mehr von Indien. Von der Art, wie dort Spiritualität nicht im Tempel stehen bleibt, sondern mitten im Leben pulsiert.
Vielleicht ist das das Schönste daran: Dass ein Getränk, so unscheinbar und grün es auch aussehen mag, eine Brücke schlagen kann – zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Ost und West, Körper und Geist.
Und ja, vielleicht ist Bhang nicht für jeden. Aber wer ihm begegnet – mit offenem Herzen, wachem Verstand und einer Prise Demut –, erlebt mehr als nur eine Wirkung. Er erlebt eine andere Art, die Welt zu schmecken.